„Ein Leader führt sich in erster Linie selbst.“

Sebastian Kneißl ist ehemaliger Profi-Fußballer, hat ein Jahr als Streetworker in London gelebt und gibt seine Erfahrungen heute als Coach weiter. Im Gespräch erläutert er, welche Bedeutung Tiefphasen für die Persönlichkeitsentwicklung haben, was eine gute Führungskraft ausmacht und welche Rolle Eigenverantwortung für unternehmerischen Erfolg spielt.

 

Als Coach legst du besonderen Wert auf den mentalen Bereich – warum?

Ich bin mit 17 zum FC Chelsea gegangen und habe meine Profi-Karriere mit 24 wieder beendet. Der Grund waren nicht mangelnde Angebote, sondern die psychologische Überforderung. Später habe ich diese Zeit aufgearbeitet und danach eine Ausbildung zum Sportmentaltrainer gemacht, um auch andere in diesem Bereich unterstützen zu können.

 

Muss man tief fallen, um seine persönliche Erdung zu erfahren?

Bei mir ging es in jungen Jahren als Fußballer immer nur nach oben – dann denkst du irgendwann „Das wird immer so laufen.“ Und das ist gefährlich – auch für Unternehmen, wenn sie sich in der Wachstumsphase befinden. Das macht Spaß, aber irgendwann gibt es auch eine andere Richtung. Bei mir war der Tiefpunkt 2014 erreicht, als ich mit schwangerer Freundin im teuren München wegen eines Burnouts meinen Job aufgeben musste. Das hat die Verhältnisse wieder geradegerückt – und ich habe gelernt, dass es nach einem solchen Tief natürlich irgendwann auch wieder aufwärts geht.

 

Warum tun wir uns mit Veränderungen so schwer und was kann eine gute Führungskraft dagegen tun?

Jede Veränderung bedeutet Unsicherheit und ist daher mit Ängsten verbunden. Als Führungskraft ist es meine Verantwortung, diese Ängste zu verstehen und dementsprechend zu kommunizieren – und zwar eins zu eins.

 

Leadership ist deine Kernkompetenz. Welchen Anteil hat ein Trainer oder eine Führungskraft am Erfolg oder Misserfolg eines Teams?

Mein Leitsatz ist „Ein Leader führt sich in erster Linie selbst.“ Bevor ich in Team-Führung gehe, muss ich erstmal wissen: Wo stehe ich? Wer bin ich? Was triggert mich? Und wie reguliere ich das Ganze? Wenn das gegeben ist, folgen mir Menschen automatisch, denn das strahlt ab. Ein Trainer oder eine Führungskraft ist nicht für die fachliche Kompetenz da, sondern dafür verantwortlich, wie stark der Einzelne sich mit der übergeordneten Idee identifiziert, das große Warum versteht und dementsprechend motiviert ist.

 

Ob im Sport oder in der Gesellschaft: Immer wieder ist von „Eigenverantwortung“ die Rede. Wie stehst du dazu?

Ich bin schon während meiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann zum Abteilungsleiter einer von mir ins Leben gerufenen Abteilung geworden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Erfahrungen in der Wirtschaft, und habe erstmal versucht, meinem Team zu sagen, was es zu tun hat. Als dann die Ergebnisse ausblieben, habe ich nach Alternativen gesucht – und es die Leute so machen lassen, wie es ihren individuellen Ressourcen und Persönlichkeiten entsprach. Mit dieser Taktik bin ich sehr gut gefahren. Ich war mutig genug, Vertrauen zu geben und Verantwortung abzugeben

 

Wenn du uns heute drei Impulse mitgeben könntest – welche wären das?

Erstens: Beginnt immer bei euch selbst. Zweitens: Kommuniziert empathischer – das heißt nicht, dass ihr nicht kritisch sein dürft. Und drittens: Keine Perfektion, bitte. Authentizität geht vor Perfektion.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Podcast „punktgenau“, den Sie hier in voller Länge hören können.

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Bild: Jehyun Sung @unsplash.com