„Denkt nicht, dass ihr Männer imitieren müsst!“

Julia Hägele ist Chefredakteurin von herCAREER, Europas führender Networking- und Karriere-Plattform für Frauen, und Pressesprecherin der dazugehörigen Messe herCAREER Expo. Im Gespräch erläutert sie, welchen Herausforderungen sich Frauen auch heute noch in der Arbeitswelt stellen müssen und wie Unternehmen ein Umfeld schaffen können, das weibliche Führungskräfte fördert.

 

Neben deinem Posten als Chefredakteurin bist du auch selbstständige Journalistin. Was braucht es dazu?

Als selbstständige Journalistin braucht es im Idealfall eine gute journalistische Ausbildung, ein bisschen unternehmerisches Geschick und den Willen, sich ein Netzwerk aufzubauen.

 

Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen, denen sich Frauen heute am Arbeitsplatz stellen müssen?

Die Herausforderungen sind für Frauen und Männer zunächst einmal dieselben. Dann gibt es allerdings so ein paar Spezifika – wenn es zum Beispiel an die Familiengründung oder an die ganz hohen Posten geht. Beispielsweise nehmen Männer wesentlich weniger Elternzeit als Frauen, was auf dem Arbeitsmarkt den Trugschluss entstehen lässt, dass Frauen nicht so verlässliche Arbeitnehmerinnen sind. Hier muss kulturell noch viel passieren: In den Parlamenten und Vorständen ist noch viel Luft nach oben.

 

Wie können Unternehmen deiner Meinung nach ein Umfeld schaffen, das weibliche Führungskräfte fördert und unterstützt?

Der erste Schritt ist ein Bewusstsein für die Thematik. Außerdem finde ich das Thema „Vorbilder“ sehr wichtig: Wenn die Chefin pünktlich geht, um ihr Kind abzuholen oder ihre Eltern zu pflegen, dann hat das einen Vorbildcharakter. Und dann sind es ganz konkrete Sachen: Ich lege beispielweise keine Meetings auf 18 Uhr, weil das für manche Kolleg*innen ein Problem darstellen könnte. Ich kann als Führungskraft allen Mitarbeitenden zuhören, auch den nicht so lauten. Und ich kann versuchen, Entwicklungspotenziale zu erkennen. Mit diesen teilweise kleinen Änderungen kann man ganz viel erreichen.

 

Wie siehst du das Zusammenspiel von Frauen und Männern in Unternehmen?

Ich denke, Frauen und Männer können sehr gut zusammenarbeiten, gemischte Team sollen sogar innovativer und erfolgreicher sein. Im Prinzip geht es darum, als Team gut zu funktionieren. Und in Führungsdingen halte ich es für wichtig, dass Frauen nicht ausschließlich Männer imitieren, sondern ihren eigenen Führungsstil entwickeln – da gibt es viel Potenzial.

 

Welchen Rat würdest du abschließend Frauen geben, die in ihrer Karriere erfolgreich sein und vielleicht eine Führungsrolle übernehmen möchten?

Denkt nicht, dass ihr Männer imitieren müsst, findet euren eigenen Weg. Und ganz wichtig: Tauscht euch aus, vernetzt euch!

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Podcast „punktgenau“, den Sie hier in voller Länge hören können.

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Bild: Lindsey Lamont @unsplash.com

 

 

„Ein Leader führt sich in erster Linie selbst.“

Sebastian Kneißl ist ehemaliger Profi-Fußballer, hat ein Jahr als Streetworker in London gelebt und gibt seine Erfahrungen heute als Coach weiter. Im Gespräch erläutert er, welche Bedeutung Tiefphasen für die Persönlichkeitsentwicklung haben, was eine gute Führungskraft ausmacht und welche Rolle Eigenverantwortung für unternehmerischen Erfolg spielt.

 

Als Coach legst du besonderen Wert auf den mentalen Bereich – warum?

Ich bin mit 17 zum FC Chelsea gegangen und habe meine Profi-Karriere mit 24 wieder beendet. Der Grund waren nicht mangelnde Angebote, sondern die psychologische Überforderung. Später habe ich diese Zeit aufgearbeitet und danach eine Ausbildung zum Sportmentaltrainer gemacht, um auch andere in diesem Bereich unterstützen zu können.

 

Muss man tief fallen, um seine persönliche Erdung zu erfahren?

Bei mir ging es in jungen Jahren als Fußballer immer nur nach oben – dann denkst du irgendwann „Das wird immer so laufen.“ Und das ist gefährlich – auch für Unternehmen, wenn sie sich in der Wachstumsphase befinden. Das macht Spaß, aber irgendwann gibt es auch eine andere Richtung. Bei mir war der Tiefpunkt 2014 erreicht, als ich mit schwangerer Freundin im teuren München wegen eines Burnouts meinen Job aufgeben musste. Das hat die Verhältnisse wieder geradegerückt – und ich habe gelernt, dass es nach einem solchen Tief natürlich irgendwann auch wieder aufwärts geht.

 

Warum tun wir uns mit Veränderungen so schwer und was kann eine gute Führungskraft dagegen tun?

Jede Veränderung bedeutet Unsicherheit und ist daher mit Ängsten verbunden. Als Führungskraft ist es meine Verantwortung, diese Ängste zu verstehen und dementsprechend zu kommunizieren – und zwar eins zu eins.

 

Leadership ist deine Kernkompetenz. Welchen Anteil hat ein Trainer oder eine Führungskraft am Erfolg oder Misserfolg eines Teams?

Mein Leitsatz ist „Ein Leader führt sich in erster Linie selbst.“ Bevor ich in Team-Führung gehe, muss ich erstmal wissen: Wo stehe ich? Wer bin ich? Was triggert mich? Und wie reguliere ich das Ganze? Wenn das gegeben ist, folgen mir Menschen automatisch, denn das strahlt ab. Ein Trainer oder eine Führungskraft ist nicht für die fachliche Kompetenz da, sondern dafür verantwortlich, wie stark der Einzelne sich mit der übergeordneten Idee identifiziert, das große Warum versteht und dementsprechend motiviert ist.

 

Ob im Sport oder in der Gesellschaft: Immer wieder ist von „Eigenverantwortung“ die Rede. Wie stehst du dazu?

Ich bin schon während meiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann zum Abteilungsleiter einer von mir ins Leben gerufenen Abteilung geworden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Erfahrungen in der Wirtschaft, und habe erstmal versucht, meinem Team zu sagen, was es zu tun hat. Als dann die Ergebnisse ausblieben, habe ich nach Alternativen gesucht – und es die Leute so machen lassen, wie es ihren individuellen Ressourcen und Persönlichkeiten entsprach. Mit dieser Taktik bin ich sehr gut gefahren. Ich war mutig genug, Vertrauen zu geben und Verantwortung abzugeben

 

Wenn du uns heute drei Impulse mitgeben könntest – welche wären das?

Erstens: Beginnt immer bei euch selbst. Zweitens: Kommuniziert empathischer – das heißt nicht, dass ihr nicht kritisch sein dürft. Und drittens: Keine Perfektion, bitte. Authentizität geht vor Perfektion.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Podcast „punktgenau“, den Sie hier in voller Länge hören können.

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Bild: Jehyun Sung @unsplash.com

 

 

„Wir haben keinen Fachkräftemangel.“

Daniela Egger ist systemischer Coach und Interim Managerin in den Bereichen Finance und HR. Ihre besondere Leidenschaft gilt der Arbeit mit Menschen – und mit Pferden. Im Gespräch erläutert sie, was eine positive Führungskultur ausmacht, wie sich geeignetes Personal finden lässt und was Pferde dazu beitragen können.

 

Frau Egger, was lieben Sie an Ihrem Beruf?

Alles. Ich habe den Traumberuf für mich gefunden – es muss allerdings immer HR dabei sein. Das ist meine große Leidenschaft, ein Interim-Mandat ohne HR nehme ich nicht an.

 

Damit sind wir schon bei Stichwort Führung. Wie definieren Sie eine positive Führungskultur und welche Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht wichtig, um eine solche zu schaffen?

Man braucht eigentlich nur Wertschätzung – und die zeigt sich meist in der Kommunikation. Bitte und Danke sind schon äußerst selten, vor allem im Start-up-Umfeld. Bei mir braucht sich niemand abzumelden, um zum Arzt zu gehen, das sollen die Mitarbeiter untereinander abstimmen. Ich arbeite in agilen Scrum-Teams, verlasse also veraltete Strukturen, in denen sehr viel Kontrolle herrscht.

Wertschätzung ist auch, dass ich den Kollegen vertraue und immer ein offenes Ohr für Sie habe. Obstkorb und Kicker nützen überhaupt nichts, wenn die Kultur des Vertrauens nicht stimmt. Ich mische mich grundsätzlich nicht in Arbeitsabläufe ein: Ich arbeite komplett mit in meinen Bereichen, ich bin Ansprechperson, aber ich lasse alle möglichst autark arbeiten. Dabei ist mir auch vollkommen egal, wo die Arbeit gemacht wird. Und natürlich sollten alle jederzeit wissen, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden.

 

Wenn Sie eine „Kultur der Wertschätzung“ auf drei Punkte reduzieren müssten: Welche wären das?

Vertrauen, Offenheit und Rückhalt – das sind drei Punkte, die den Beschäftigten guttun. Mein Team weiß: Egal was ist, meine Tür steht auf. Und dazu gehört auch eine faire Trennungskultur

 

Das führt mich zum Thema Fachkräftemangel: Welche Ideen geben Sie Unternehmen mit, damit sie das richtige Personal finden?

Wir haben keinen Fachkräftemangel. Ich habe im letzten Jahr ohne Anzeige 117 Stellen besetzt – einfach nur, indem ich mich abends an LinkedIn gesetzt habe, etwas nahbar war und Leute angesprochen habe. Vor allem im Bereich IT musst du agil sein und ganz anders auf die Leute zugehen. Das heißt aber auch: Wenn sich am Sonntag jemand bei mir bewirbt, hat der am Montag früh von mir als Führungskraft einen Anruf. In diesem ersten Telefon werden bereits alle relevanten Daten und Fakten ausgetauscht, das zweite Gespräch findet dann persönlich im Unternehmen statt, im dritten Gespräch lernt der Bewerber das komplette Team kennen. Man muss schnell sein – auch mit den Verträgen. Und wenn ein Kriterium nicht erfüllt ist, sonst aber alles passt, lassen sich beispielsweise fehlende Sprachkenntnisse schnell auffrischen.

 

Sie sind nicht nur Interim Managerin, sondern auch Pferdecoach. Was müssen wir uns darunter vorstellen?

Vor über 20 Jahren habe ich das erste Pferd vom Schlachthof gerettet. Daraus ist ein Gnadenhof geworden, den ich Kindern mit körperlichen und geistigen Behinderungen zugänglich gemacht habe. Die positiven Erfahrungen aus dieser Arbeit habe ich in den Bereich Führungskräfteentwicklung mitgenommen. Ich kann einem Manager viel erzählen, aber ein Pferd spiegelt sein Verhalten wie kaum ein anderes Lebewesen. Wer ein Pferd zum Mitarbeiten bewegen will, indem er an ihm zieht, wird scheitern. Im Pferdecoaching lernen gerade Manager mit einer hohen Mitarbeiterfluktuation, wie sie das Pferd – und damit auch ihr Team – zum freiwilligen Mitgehen motivieren und eine Einheit miteinander bilden.

 

Was möchten Sie uns für die kommende Zeit mitgeben und was braucht es dazu?

Corona hat uns in Finance und HR extrem belastet – ich wünsche uns allen etwas mehr Ruhe und weniger Aggressivität.

 

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