Personalkosten zu reduzieren ist keine Strategie

Lothar Hoss wurde schon als Dreijähriger von seinem Vater zu ausgewählten Kunden mitgenommen und hat als Neunjähriger seinen ersten Gehaltsscheck bekommen. Heute ist er selber Unternehmen und berät Unternehmen in komplexen Personalumbausituationen. Im Gespräch erläutert er, wie Unternehmen mit dem richtigen Personal ihre Zukunftsfähigkeit sichern und wie sie dieses Personal finden und binden.

 

Wie es das, wenn man mit 28 Jahren Personalchef eines Unternehmens mit 1.500 Mitarbeitern wird?

Es war auch für mich überraschend, dass man einem Grünschnabel wie mir diese Verantwortung anvertraut hat. Als der Headhunter mich damals ansprach, wollte ich die zehn Mark für die Bewerbungsunterlagen erst gar nicht investieren, weil ich meine Chancen bei nahezu Null sah – glücklicherweise habe ich es dann doch getan und bin auf eine spannende Herausforderung in einem wertegetriebenen Traditionsunternehmen gestoßen. Viele der wichtigen und wesentlichen Aufgaben im Personalwesen habe ich dort zum ersten Mal bewältigt.

 

Was war von Ihnen persönlich erforderlich, um das Ganze zu stemmen?

Der wesentliche Punkt ist, dass man ganz viel Lust auf Herausforderung hat – und die Bereitschaft, sich einzubringen. Ein weiterer wesentlicher Faktor sind kommunikative Fähigkeiten, um auf allen Ebenen erfolgreich kommunizieren zu können. Ich habe mich – auch als Prokurist – immer als Mitarbeiter verstanden, der an der Erreichung der Unternehmensziele mitwirkt wie alle anderen auch.

 

2005 haben Sie sich dann mit „Hoss + Kollegen“ selbstständig gemacht. Was ist Ihr Geschäftsmodell?

Wir haben uns auf komplexe Personalumbausituationen spezialisiert – beispielsweise im Zuge strategischer Neusaurichtungen, Restrukturierungen oder Transformationen jeglicher Art. Viele denken jetzt sofort an Personalabbau – im Wesentlichen geht es aber um Personalumbau, zum Beispiel beim Aufbau neuer Standorte. Neben diesen kurzfristigen Projekten begleiten wir Unternehmen, die an ihrer Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit arbeiten wollen und ihr Personal im Zuge der Unternehmensstrategie weiterentwickeln wollen. Hier geht es um den Aufbau von für die Zukunft des Unternehmens wichtigen Kompetenzen. Und als qualifizierter und lizenzierter Coach begleite ich zudem Führungskräfte durch Veränderungsprozesse.

 

Ein großes Thema bei Ihnen ist die Zukunftsfähigkeit. Was genau verstehen Sie darunter?

Der Engpass der Zukunft ist die Verfügbarkeit von leistungsbereitem und leistungsfähigem Personal. Mein Interesse ist es, Unternehmen so aufzustellen, dass sie über ausreichend Personal verfügen, dieses Personal hinsichtlich der zukünftigen Herausforderungen über die richtigen Kompetenzen verfügt und bereit ist, diese mit Leidenschaft im Sinne der Unternehmensziele einzusetzen. Damit lassen sich deutliche Vorteile verschaffen – nicht nur am Arbeitsmarkt, sondern auch auf den Absatzmärkten.

 

Nicht jede Person passt auf jedes Stellenprofil. Wie finde ich den richtigen Mitarbeiter?

Finden beinhaltet in diesem Fall zwei Aspekte: „Wie suche ich?“ und „Wie wähle ich aus?“ Damit ich die richtigen Personen auswähle, übersetze ich zunächst die Unternehmensstrategie in für das Unternehmen und die jeweilige Tätigkeit relevante Kompetenzen. Über den Abgleich des Soll-Profils mit den jeweiligen Kandidaten kann ich dann konkret entscheiden und den Onboarding-Prozess auf die jeweilige Person zuschneiden.

 

Sie legen Wert darauf, dass Personalabbau nicht immer das Mittel der Wahl ist. Welche Alternativen sehen Sie?

Mit jedem Mitarbeiter, den ich abgebe, verliere ich als Unternehmen Know-how und Netzwerk. Personalkosten zu reduzieren ist keine Strategie. Es geht vielmehr darum, dass ich mich langfristig erfolgreich aufstelle – die Frage ist dann: Was erwarten die Märkte und was die Kunden? Produktbereiche, in denen ich keine marktrelevante Größe habe oder aufbauen kann, könnte ich beispielsweise abstoßen – zugunsten eines Unternehmensbereiches, in dem ich in jeder Hinsicht spitze bin und eine Marktrelevanz habe. Dabei geht es nicht um den reinen Personalabbau, sondern darum, das Personal optimal einzusetzen und mittelfristig optimal auf diesen Einsatz vorzubereiten. Viele Unternehmen haben beispielsweise ihre Mitarbeiter nicht optimal darauf vorbereitet, was Digitalisierung für ihr Unternehmen bedeuten kann.

 

Was benötigen Unternehmen, die ihr Personal halten wollen?

Ohne Vertrauen gibt es keine erfolgreiche Zusammenarbeit. Wenn Kommunikation, Informationsfluss und Fehlerkultur in einem Unternehmen stimmen, dann ist ein Grundvertrauen da, das Energie und Motivation gibt.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Podcast „punktgenau“, den Sie hier in voller Länge hören können.

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Bild: Joao Viegas @unsplash.com