Heute schon geliefert….

Oder: Warum die Krise des FC Bayern sinnbildlich für die Nationalmannschaft, die Politik und unsere Gesellschaft steht

75.000 Zuschauer staunten letzte Woche Samstag nicht schlecht, als Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal in der Geschichte in München mit 3:0 gewonnen hat. Erschreckend für alle Unterstützer des FC Bayern aber ist die Art und Weise, wie diese Niederlage zustande kam. Und, als Fan der Borussia, schmälere ich keineswegs die Leistung  „meines Vereins“ – Nein! Wir haben genau das gemacht, was dem FC Bayern fehlt: Neue Spielidee plus den Willen, das Spiel zu gewinnen! Und wer gestern Zeit für das Spiel der Nationalmannschaft investiert hat, der hätte vermutlich, so wie ich, lieber den Abend mit Freunden verbracht: denn das hat mir sehr viel Freude bereitet! Aber heute geht es um eine Bestandsaufnahme, was gerade beim FC Bayern passiert ist.

Viele Stars – und die werden es schon richten. Das ist der FC Bayern der letzten 10 Jahre! In Wirklichkeit hat der Club aber die Mannschaft tatsächlich geschwächt, durch eine Transferpolitik, die nach Namen und nicht nach Zukunft ausgerichtet war. Und, bei aller Liebe zu Dir, Jupp, aber Dein Einsatz in der letzten Saison, hat den Blick auf die wahren Probleme des FC Bayern vernebelt. Leider spricht über die Jugendarbeit beim FC Bayern irgendwie keiner, sogenannte talentierte „Eigengewächse“ sehr ich keine aktuell im Kader der 1.Mannschaft. Der Vorstand handelt lieber seit Jahren nach dem Credo: Wenig Bereitschaft für Neues, Risiken meiden, auf das Bewährte und vorallem auf sogeannte Stars setzen, denn: Es hat ja immer funktioniert. Der FC Bayern ist heute wie ein börsennotierter Konzern, der nur nach dem Shareolder Value agiert. Rendite, also Erfolge, vor allem anderen! Wenn ich bedenke, für wen der FC Bayern „liefern“ muss, fallen mir hier Namen wie adidas, Audi, Telekom und und und ein…aber was heißt überhaupt „liefern“? Nun – im Jargon der Bayern heißt das: Meisterschaft, Pokalsieg, Champions League Pokal gewinnen – also: Das Triple!

Was bedeutet denn eigentlich „Liefern“? Zuallererst müssen wir doch alle irgendwie „liefern“. Und das betrifft den Trainer, den Lehrer, den Angestellten, den Inhaber, den Vorstand, den Landtagsabgeordneten, den Minister oder den Bundeskanzler. Alle Funktionen sind von Menschen besetzt und scheinbar sind diese Menschen in ihrer Rolle ab irgendeinem Zeitpunkt gefangen, müssen trotzdem „liefern“, und vergessen vor lauter „liefern“ , dass die Zeit reif ist, sich zu fragen, ob es Sinn macht noch zu „liefern“, oder ob es Sinn macht, „in diesem Umfeld zu liefern“, oder andersrum gefragt: Gibt mir dieses Umfeld alle Möglichkeiten, damit ich „liefern“ kann? Kennen Sie das? Eine spannende Frage, denn grundsätzlich haben die Menschen alle besondere und herausragende Fähigkeiten, um diese eine Funktion auszufüllen. Daneben gibt es Menschen, die leben zudem ihre Rolle und ihre Funktion! Die stellen Mängel fest, sehen sich einer disruptiven Entwicklung gegenüber, nehmen die Herausforderung an und versuchen, die Situation zu beheben. Genau diese Menschen wollen das Umfeld in Bewegung zu setzen (denn ohne Bewegung keine Lösung der Situation!). Sie sehen in der Veränderung Chancen! Doch irgendwie werden diese hoch motivierten Menschen daran gehindert – doch warum?? Vielleicht weil es doch „passt“ und es keinen wirklichen Grund zur Veränderung gibt. Damit setzt Trägheit ein, das was wir beim FC Bayern, der Nationalmannschaft, in unserer Gesellschaft und der Politik erleben!

Aber warum fehlt uns so oft der Mut für das Risiko? Milva hat es ganz gut auf den Punkt gebracht, oder? Vielleicht  aber auch, weil andere dann mich meiden, weil ich eben nicht das denke, was andere für korrekt  halten oder meinen, oder, was andere über mich denken, und ich mit diesem Gerede nicht zurecht komme? Warum reichen uns keine 80% Lösungen? Warum zählt nur der Erfolg? Vielschichtige Fragen also! Von hinten einmal gedacht: Wir sind darauf konzentriert zuerst die Schuldfrage zu klären, wenn es nicht klappt! Demnach denken also diejenigen, die Mut zur Entscheidung haben, als aller Erstes an die Konsequenzen aus ihrer Entscheidung nach und an die anschließende (unternehmerische/ Gesellschaftliche) Klärung der Schuldfrage. Konsequenz ist also: den mutigen Entscheider verlässt aus Angst die Bereitschaft zur Entscheidung. Und alles bleibt wie es war! Wir verlieren anschließend wertvolle Zeit mit endlosen Diskussionen ohne Entscheidung. Ob es irgendwann tatsächlich Pläne für die Zukunft gibt, ist demnach überwiegend dem Zufall überlassen. Da hilft meines Erachtens nur noch ein mutiger Typ (m/w), der ein dickes Fell hat, Entscheidungen fällt und dafür Verantwortung übernimmt. Ohne Wenn und Aber!  Dabei sollten wir uns weniger mit den Fehlern der Vergangenheit beschäftigen. In der Hetze des Alltags braucht es Muße, Willen und Bereitschaft zur Veränderung, die man u.a. hier lernen kann. Zukunft als Chance begreifen und Risiken nicht in Fehlern der Menschen manifestieren. Und die Überzeugung: Es wird schon! Mein Rat an den FC Bayern: Schaut Euch an, was die anderen Clubs oder Start Up´s machen. Der Blick über den Tellerand hilft manchmal… Ich habe schon vor über einem Jahr geschrieben, was wir vom HSV so alles Lernen können. Stellt Euch die Frage, wie der FC Bayern in 5 Jahren aussehen soll? Traut Euch doch etwas Neues auszuprobieren. Vielleicht gelingt es ja, aus wenig viel zu machen. Und was das andere betrifft. Ein „Weiter so“, gilt nicht!